Die sieben Männer der Evelyn Hugo
Die einstige Hollywood-Filmikone Evelyn Hugo ist endlich bereit auszupacken und die Wahrheit über ihr schillerndes Leben und ihre skandalösen sieben Ehen zu erzählen. Sie fragt die Lokaljournalistin Monique Grant als Ghostwriterin an. Monique ist darüber mehr als erstaunt, schließlich hat sie seit Jahren keinen großen Artikel mehr geschrieben. Könnte das ihre Chance sein?
In ihrem luxuriösen Apartment über den Dächern Manhattans beginnt Evelyn Monique ihre Geschichte zu erzählen: vom Aufstieg in der Männerwelt Hollywoods, den goldenen Jahren der Filmbranche und einer geheimen großen Liebe, deren Scheitern der Preis für ihren Erfolg war. Als sich die Geschichte dem Ende nähert, begreift Monique schließlich, auf welch schmerzhafte Weise ihr Leben mit dem des Hollywoodstars verbunden ist ...
Besprechung: (Dieser Abschnitt enthält Spoiler des Buchinhalts)
Bei einer Sache waren wir uns einig: Evelyn Hugo, die Filmikone Hollywoods, ist ein sehr komplexer, vielschichtiger und interessanter Hauptcharakter. Während sie den meisten von uns nicht unbedingt sympathisch erschien, konnte man dennoch nicht anders, als sie zu mögen. Ihre Entschlossenheit, ihre Ziele zu erreichen, egal welchen Preis sie dafür zahlen muss, fanden wir besonders bemerkenswert. Evelyn ist ein Charakter, der ohne Rücksicht auf Verluste die Karriereleiter hochklettert, hauptsächlich durch ihr Talent und durch die Eheschließung mit einflussreichen Männern. Durch dieses Vorgehen riskiert sie aber auch die Beziehung zu der Liebe ihres Lebens, Celia St. James, welche Evelyns Verhalten stark verurteilt. Im starken Kontrast zu Evelyn Hugo steht Monique Grant, die Ghostwriterin, die Evelyns Biographie schreiben soll. Obwohl sie, neben Evelyn, ebenfalls ein Hauptcharakter war, ging ihre Geschichte für uns etwas unter. Das Geheimnis, weshalb Evelyn ausgerechnet Monique als Ghostwriterin angefragt hat, geriet gelegentlich sogar in Vergessenheit. Wir waren eher daran interessiert, wie es mit Evelyn, ihren Ehen und ihrer Liebe zu Celia weitergeht, weswegen die Einblicke in Moniques Leben fast schon langweilig wirkten.
Weitere Charaktere die wir genauer unter die Lupe nahmen, waren Harry Cameron und Don Adler, zwei der Ehemänner von Evelyn und Celia St. James, die heimliche große Liebe des Hollywoodstars. Don Adler war Evelyns zweiter Ehemann, einen der wenigen, den sie aus Liebe heiratete. Allerdings fing Don kurz nach der Eheschließung damit an, Evelyn zu schlagen. Die Ehe war von Gewalt geprägt, die Evelyn über sich ergehen ließ. Wir fragten uns, wieso Evelyn nichts gegen die Gewalt in der Ehe unternahm und wieso sie nach der Scheidung nichts tat, um Ruby, Dons nächste Ehefrau, vor seinem Verhalten zu warnen. Ein wichtiger Aspekt dieser Diskussion war, dass die Ehe der beiden im Jahr 1957 geschlossen wurde, eine Zeit, in der die Frau als Besitz des Mannes galt, weswegen es schwierig war, sich scheiden zu lassen. Zudem ist Evelyn eine starke Persönlichkeit und wir vermuteten, dass es ihr einer Niederlage gleich käme, zuzugeben, dass sie Hilfe braucht. Ruby warnte sie unseres Glaubensnach nicht, weil diese in erster Linie Evelyns Konkurrentin war und es ihr keinen Nutzen gehabt hätte.
Don beteuert zu einem späteren Zeitpunkt, er habe sich geändert und dass ihm die Gewalt, die er Evelyn angetan hatte, Leid tat. Dabei schob er sein Verhalten auf den Alkohol. Für die meisten von uns war es überraschend zu hören, dass Don Alkoholiker gewesen sein soll. Das klang eher wie eine schlechte Rechtfertigung in unseren Ohren. Wir vermuteten, dass er sich bei ihr entschuldigte, weil er sich davon etwas erhoffte. Das war unsererseits nur eine Theorie, die im Buch nicht bestätigt wurde. Dennoch erschien uns Dons Reue wie Heuchelei und alles andere alsaufrichtig.
Harry war Evelyns Scheinehemann, ein Charakter, der uns allen sehr am Herzen lag. Er war ein homosexueller Mann und Evelyns bester Freund. Harrys Partner John heiratete Celia und Harry heiratete Evelyn, sodass beide Paare eine Scheinehe führten, die sie schützen sollte, damit sie bei ihrer jeweiligen Liebe sein konnten.
Harry war uns von Grund auf sympathisch, er war Evelyn ein guter Freund, eine Vertrauensperson, ein guter Vater für seine Tochter. Harrys Tod rührte uns zu Tränen, manche heulten sogar Sturzbäche. Ab Harrys Tod ändert sich die Stimmung des Buches und Evelyns Verzweiflung wird mit jedem weiteren Kapitel greifbarer. Ein Schicksalsschlag folgt dem nächsten und auch hier litten wir, aber vor allem wegen Harry, mit. Obwohl Celia St. James eine wichtige Rolle für Evelyn spielte, so fand sie nur wenig Platz in unserer Diskussion. Wir interessierten uns wenig für sie, manche fanden sie unsympathisch, aber vor allem überdramatisch. Anstatt sich mit Problemen auseinander zu setzen, reagierte sie mit großer Emotionalität und warf Evelyn stets ihre – auch vergangenen – Beziehungen zu Männern vor. Evelyns Bisexualität war für Celia eine Belastung und unterschwellig ließ sie Evelyn das stets spüren. Sie versuchte auch, Evelyn klein zu halten, aus Angst, sie zu verlieren. Trotz dieser negativen Aspekte kamen wir nicht umhin zu hoffen, dass Celia und Evelyn ihre Meinungsverschiedenheiten beilegen könnten, um endlich glücklich zusammen zu sein.
Am Ende des Buches, nachdem Evelyn jeden Menschen verloren hat, der ihr wichtig war – Harry, Celia und ihre Tochter Connor – beschließt sie, ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen. Monique realisiert dies, beschließt aber Evelyn nicht aufzuhalten. Das Thema Sterbehilfe wird im Buch hin und wieder angeschnitten und vor allem zu diesem Zeitpunkt deutlich. Evelyn bezeichnet es als Hilfe, Menschen würdevoll aus dem Leben gehen zu lassen. Auch wenn dieses Thema ein sehr ernstes war, gingen die Mitglieder des Buchclubs sehr angemessen und respektvoll damit um, brachten ihre Meinung ein und regten dadurch eine sehr
interessante Unterhaltung an. Zu guter Letzt stellten wir uns selbst noch Fragen für die Zukunft, die im Buch nicht mehr gezeigt
wird: Wie reagiert die Welt auf Evelyns Biographie? Wie geht Monique mit der Tatsache um, dass sie Evelyn indirekt geholfen hat, ihrem Leben ein Ende zu setzen? Kann Monique das Geheimnis, dass ihr Vater eine Beziehung mit einem Mann führte, verarbeiten?
Darüber konnten wir nur spekulieren, doch wir waren froh, dass das Buch einen guten Zeitpunkt für das Ende gefunden hat.
„Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ hat uns sehr gut gefallen und war ein wunderbarer Start für unseren Club. Ein herausragendes, wichtiges Buch!
Das Buch gibt es hier bei Thalia!